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Kapelle Stauding

Die Kapelle Stauding 

Im Jahre 1873 ließ Pfarrer Huemer diese Kapelle erbauen und die beiden Linden setzen. Die Kapelle wurde von der Familie Glaninger (Stauding) instand gehalten und gepflegt. Zuerst betreuten Karl und Maria, dann Johann und Aloisia Glaninger die Kapelle.

Von Pfarrer Huemer (1865 bis 1895) wird erzählt, dass er täglich zu dieser Kapelle ging um dort ein Gebet zu verrichten.

(Aus: „Die Pfarre Sindelburg“, 1985, OSR Edm. Fleck)

(Aus dem Diavortrag: „Steine reden“ vom 1. Juli 1983 – Kasparek)

An der Straßenkreuzung nach Stauding steht im Schutze von zwei alten (1873!) großmächtigen Linden eine Marienkapelle, die „Staudinger Kapelle“.

Sie steht auf dem Grund der Familie Pambalk aus Igelschwang 9, vulgo Karl-Bauer.

Die Initialen = F – A – H und die Jahreszahl =1873= erzählen uns folgendes:

Der damalige Pfarrherr in Sindelburg, Hw. Ferdinand Anton Huemer hat im Jahre 1873 diese Kapelle zu Ehren der Gottesmutter erbauen lassen.

Die Legende erzählt darüber: „Der Herr Pfarrer Huemer hat sein Brevier gerne in Gottes-Freier Natur gebetet und dabei einen Spaziergang in die Umgebung gemacht, am liebsten nach Stauding. Dort setzte er sich auf einen Feldrain und betete sein Brevier fertig.

Einmal entging er auf seinem Spaziergang mit dem ihm begleiteten Mesner, auf wunderbarer Weise, einem Unglück. Leider ist der unglückliche Umstand nicht mehr bekannt. Aber als Dank für die wunderbare Errettung gelobte er zur Ehre der Gottesmutter, hier an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten. Und dies geschah auch im Jahre 1873.“

Früher soll einmal ein anderes Muttergottesbild diese Kapelle geschmückt haben, jetzt beherbergt sie das Bild vom Herzen Mariens. Eine schöne Ampel hängt von der Decke für ein Öllicht und die Kapelle ist stets mit frischen Blumen geschmückt.


Die richtige Entstehungsgeschichte vom Herrn Pfarrer Huemer selbst erzählt:

Bei der Renovierung der Staudinger Kapelle wurde ein eingemauertes, vergilbtes Schreiben aus dem Jahre 1873 gefunden. Es stammt vom damaligen Pfarrer von Sindelburg: Ferdinand Anton Huemer.

Aus dem in der Kapelle aufgefundenen Schriftstück kann man folgendes entnehmen:

Eigentümer des Grundstückes war Karl Grubbauer, Bauer in Igelschwang. Das Kreuz diente als Grenzscheide der hier mit seinen zusammenstoßenden Gründen der damaligen Besitzerin des Bauernhauses Nr. 3 in Stauding, Rotte Franzenau, und Witwe Klara Glaninger.

Sowohl als Cooperator zu Strengberg und Sindelburg als auch als Pfarrer von Stift Ardagger führte mich der Weg vielmals an dieser Stelle vorüber – und in den letzten Jahren, in der Zeit meiner Kränklichkeit (als Pfarrer von Sindelburg) war dieses Kreuzstöcklein das persönliche Ziel meines kleinen Spazierganges, wo ich manches Anliegen im Gebete der lieben Mutter Gottes zu Füßen legte – eine kleine Zeit die prachtvolle Umgebung bewunderte, - und dann, wenn auch oft im Gefühle des körperlichen Unwohlseins, doch geistig gestärkt von dieser liebgewonnenen Stelle nach Hause kehrte. Dieses arme, schon baufällig gewordene Kreuzstöcklein ließ in mir den Gedanken aufkommen, wenn es der Grundeigentümer erlaubt, eine etwas größere, würdigere Kapelle an dessen Stelle erbauen zu lassen, und zwar zur Ehre der lb. Mutter Gottes und meiner hl. Namenspatrone.

Im Dezember 1872 faßte ich den Entschluss, da mein Geburtstagsfest auf den ...(unleserlich)... fällt, Hand an das Werk zu legen und diese kleine Kapelle durch den Maurermeister von Wallsee Anton Leitner und seinen bei-den Gesellen Johann Gollroß und M. Zehetner vom Ufer aufzuführen.- Die Bilder hat H. August Bauer, Malermeister in St. Pölten, gemalt, der mir schon früher als Pfarrer in Stift Ardagger und auch für die Kirche Sindelburg viele Bilder zu meiner großen Zufriedenheit anfertigte und leider im Juli dieses Jahres gestorben ist.

Die Tischlerarbeiten gefertigt von H. Joseph Patzalt – das Gitter H. Ignaz Sippmayer, Schlossermeister von Wallsee.

Gerne hätte ich der lb. Mutter Gottes zulieb und zu Ehren eine Kirche gebaut, denn ich bin ihr sehr viel Dank schuldig,- nun aber muss sie mit einem kleinen Kapellchen vorlieb nehmen, welches ich aber mit reinem Her-zen voll unzählig guter Meinungen für mich, den hl. Vater und alle Stände der hl. Kath. Kirche, für meine lb. Angehörigen, Wohltäter, Freunde und Feinde Schutz und Segen erbitte, für mich aber insbesondere eine glückselige Sterbestunde und ein gnädiges Gericht.

Im Jahre 1873, so dies geschehen ist, waren:

Das Oberhaupt der kath. Kirche der viel verfolgte, des Kirchenstaates beraubte und im Vatikan gefangen gehaltene Pius IX ...(nicht leserlich)...

Kaiser von Österreich war Franz Joseph I. im 25. Jahr seiner Regierung.

Bischof von St. Pölten seit Februar 1873 Matthäus Joseph Binder, Schullehrersohn von Laach am Jauerling.

Herrschaftsbesitzer und Patron der Pfarre Sindelburg S. Hoheit der regierende Herzog von Sachsen Coburg- Gotha Ernst II;

Dechant in Haag: Sebastian Linhardt;

Pfarrer in Sindelburg: Ferdinand Alois Huemer – Schullehrersohn von Neuhofen a.d. Ybbs;

Aushilfspriester: P. Joseph Horak

Ord. St. Francisci von St. Pölten;

Deziantenpriester in Wallsee: Stephan Sayfriedmüller, geb. von Strengberg

Pfarrherren waren in

Zeillern: Adalbert Prinz

Stephanshart: Wenzeslaus Holey

Markt Ardagger: Johann Semelmayr

Mitterkirchen: Johann Haselgruber

Zu Wien war die Weltausstellung, und es herrschte bedeutend Cholera.

Gott schütze und segne das Kapellchen, in dem viele Zuflucht finden mögen, und lasse sie recht viele Gebete verrichten zum Guten und zur Ehre Mariens und desgleichen ihrer gnädigen Fürbitte.

Und sollte diese Schrift einmal geöffnet und gelesen werden und der Erbauer und die oben Genannten und Tausende der Vorübergehenden schon in der Ewigkeit sein – so gedenke man ihrer im Gebete.

( Gelobt sei Jesus Christus und Maria, und der Hl. Ferdinand und Anton, Amen.)

Pfarre Sindelburg, den 14. September, am Feste Maria Namen 1873, an welchem heute die beiden in dieser Kapelle deponiert wurden.

Ferdinand Huemer, Pfarrer