Dr. Fritz und Barbara Simhandl

Dr. Fritz Simhandl

Gemeindebürger von Wallsee-Sindelburg in den Jahren 1929 – 1939


Dr. Fritz Simhandl geb. 31. 1. 1901 in Königstetten, gestorben 10.1. 1958 in Amstetten;

Der bedeutendste Repräsentant und unbestrittene Meister der Mostviertler Mundartdichtung


Dr. Fritz Simhandl entstammt einem alten Weinhauergeschlecht und wurde am 31.01.1901 als Sohn eines Lehrers in Königstetten geboren wobei seine Ahnen ursprünglich aus der Gegend des Jauerling stammten. In Sorge um die Zukunft seines Geschlechtes bewog den Großvater des Dichters seinen Sohn studieren zu lassen; er wurde Lehrer. Der Enkel aber, unser Dichter, kam an das Gymnasium in Klosterneuburg , machte an der Universität Wien seinen Doktor der Medizin und wirkte dann drei Jahre am Krankenhaus Klosterneuburg als Arzt. 1925, kurz nach seiner Promotion, heiratete er Barbara Lex, eine Buchhändlerstochter aus Waidhofen an der Ybbs. In Klosterneuburg schuf er sich ein gemütliches Heim, hier wurde seine Tochter Friederike (verheiratet mit MR Dr. Erich Kohoutek, Stadtarzt in Amstetten a.D.) geboren. Sein Sohn Ing. Ignaz Simhandl und sein jüngster Sohn Univ. Prof. a.D. Dr. Peter Simhandl (Universität Berlin; Theaterwissenschaften) sind bereits gebürtige Mostviertler, denn 1929 folgte Dr. Fritz Simhandl der Berufung als Gemeindearzt nach Wallsee.

Sein Beruf als Arzt machte ihn mit dem Leben der Bauern, dem Leben der Herrschaften auf Schloss Wallsee, ihren althergebrachten Sitten und Bräuchen , aber auch mit der Mostviertler Mundart vertraut. Dabei war ihm seine Frau Barbara eine verständnisvolle Hilfe – ihre Herkunft aus dem traditionsbewussten Waidhofner Bürgertum machte sie für diese Dinge besonders empfänglich.
Wohl war Dr. Fritz Simhandl als Arzt von dem Beruf seines ‚ Ähnls zu höheren Kulturberuf emporgestiegen, aber dem Dichter merkte man es in seinem ganzen Schaffen an, wie sehr er mit Grund und Boden verwachsen war. Verbundenheit mit den einfachen Menschen auf dem Lande ihnen als tüchtiger Landarzt herüber und drüber der Donau (Überführer Brander setzte ihn bei Tag und Nacht über) auf den weit auseinanderliegenden Bauernhöfen zu helfen, wenn ein neuer Erdenbürger nicht recht vorankommen wollte oder ein stürzender Baum den Bauern oder den Knecht halb erschlagen hatte.

Früh hatte Dr. Fritz Simhandl in Mundart zu schreiben begonnen und sammelte in seiner Jugend Zeugnisse der Volksmedizin und dehnte seine Aufzeichnungen alsbald auf volks- und mundartkundliche Gebiete aus. Die Eindrücke im Umgang mit dem einfachen Volk drängten Dr. Fritz Simhandl bald auch zur eigenen Aussage, und 1928 erschien der erste Gedichtband „Von der ewign Liab“.

Im runden Kreis der diversen Betrachtungen des damals noch intakten, bäuerlichen Brauchtums entwickelte sich der Dichter zum vollendeten Beherrscher der mundartlichen Sprachform. Er war einer der ersten österreichischen Mundartdichter, der von reimgebundenen Versen zu reimlosen übergegangen ist, eine Verfahrensweise, die erst in jüngerer Zeit allgemein üblich wurde. Walther Sohm zählt in seinem Standardwerk „die Mundartdichtung in Niederösterreich“ (1980) die Lyrik Simhandls „ zu den großen Würfen der österreichischen Dialektdichtung“.

Dr. Fritz Simhandl folgte 1939 der Berufung zum Stadtarzt der Stadt Amstetten und übersiedelte dorthin. Hier errichtete er in der Parkstrasse (heute teilweise Fritz Simhandlstraße) sein Wohnhaus welches nahezu im gleichen Stil seines damaligen Wohnhauses in Wallsee errichtet wurde, welches heute sein Enkel Erich Kohoutek mit seiner Familie bewohnt und liebevoll pflegt.

Seine Verbundenheit mit den einfachen Menschen am Lande blieb auch als Stadtarzt in Amstetten erhalten. Insbesondere zog es ihn immer wieder auf die Bauernhöfe ins Gemeindegebiet von Preinsbach hinaus; im heutigen Ortsteil Eisenreichdornach wo er sich z.B. im Bauernhaus Duda vormals Riesenberger (heute Weinstabl) bei den Bauersleuten immer wieder neue Inspirationen für seine Dichtungen holte. Seine Verbundenheit erfuhr eine letzte Vertiefung, als er nach seinem Berufsverbot in St. Georgen/Reith, Kogelsbach im Sägewerk Brandstetter auf einer Säge tätig war, in einem Bauernhaus wohnte, und ausschließlich mit Bauern lebte. In dieser Zeit entstanden die Werke, die aus diesem Erleben kamen, der Roman „Gnade der Heimkehr“, das ‚Bauernjahr usw. welche, abgesehen vom Literarischen, so überaus wertvoll sind, weil sie das alte bäuerliche Herkommen festhalten, das mit den Alten unwiederbringlich dahinschwindet.

Nach Ende seines Berufsverbots kehrte der Dichter als Stadtarzt nach Amstetten zurück und führte neben seiner Tätigkeit als Stadtarzt seine Ordination als praktischer Arzt mit seltener Hingabe weiter und errichtete für sich und seine Frau 1951 eine schmuckes Haus (bewohnt heute sein Enkel Peter Kohoutek mit seiner Familie) in welches er nach seiner Pensionierung ziehen wollte um dem bäuerlichen Brauchtum und den dadurch entstehenden Inspirationen näher zu sein, jedoch verstarb der Dichter, Dr. Fritz Simhandl am 10.01.1958 sehr plötzlich.

Sein Vermächtnis wurde von seiner Witwe Barbara Simhandl (verstorben 01.05.1980), und seiner Tochter Friederike Kohoutek geb. Simhandl (verstorben 02.09.2006), liebevoll betreut und sie trugen Sorge, dass bis dahin nicht veröffentlichte Werke des Dichters gedruckt wurden. Sein Vermächtnis wird heute von seinem Enkel Peter Kohoutek betreut.
Zum Gedenken an diesen großen Sohn unserer niederösterreichischen Heimat und zu dessen Würdigung stiftete die Stadtgemeinde Amstetten unter Bürgermeister NR Johann Pölz am Wohnhaus des Dichters eine Gedenktafel und änderte den Namen auf Fritz Simhandlstraße, wobei der Festakt am 30.01.1966 unter Teilnahme der Gemeindevertreter der Stadt Amstetten und Vertretungen des Landes Niederösterreich stattfand.

Eine Würdigung erfuhr der Dichter auch 1968 durch eine Erinnerungstafel an ihn; am Dichterstein in Offenhausen, OÖ.
Anlässlich der Wiederkehr des 40. Todesjahres von Dr. Fritz Simhandl veranstaltete die Oberbank in Amstetten im Jahr 1998 unter der Leitung von Peter Kohoutek; (Enkel des Dichters) eine Dichterlesung welche ein so durchschlagender Erfolg war, dass die Druckerei Queiser dies als Anlass nahm, und auch aus persönlicher Dankbarkeit heraus, seine großartigen Mundartdichtungen mit der Neuauflage des „Bauernjahres“ wiedererstehen zu lassen.

Anlässlich der 50. Wiederkehr des Todestages des Mostviertler Dichter-Arztes Dr. Fritz Simhandl wurde am 10.01.2008 am MostBirnHaus in Stift Ardagger auf Initiative seines Enkels Peter Kohoutek eine Gedenktafel enthüllt. Im Rahmen einer Feierstunde wurden Leben und Werk des bedeutendsten Repräsentanten der Mostviertler Mundartdichtung gewürdigt. Nach Begrüßungsworten durch Bgm. DI Johannes Pressl und LAbg. Michaela Hinterholzer skizzierte OStR Dr. Heimo Cerny in seiner Laudatio ein berührendes Lebensbild des Menschen, Arztes und Schriftsteller Dr. Fritz Simhandl, bevor nach einer Lesung aus seinen Werken durch Krisitian Ornazeder schließlich im Beisein der Festgäste die Gedenktafel enthüllt wurde.

simhandlbergabetafelimmostbirnhaus.jpg
v.l.n.r.: Erich Kohoutek, Prok. Peter H. Kohoutek, Labg. Michaela Hinterholzer (Eigentümervertreterin MostBirnHaus), Dir. Mag. Andreas Weber und Bgm. DI Johannes Pressl.

Dr. Fritz Simhandl war ein großartiger Kenner des Volkslebens, des ländlich- u. bäuerlichen Brauchtums und gab durch seine Dichtungen ein lebendiges Abbild bäuerlicher Art und Sitte in Jahres- und Lebensablauf.

Haus Amstetten
Haus Amstetten
Gedenktafel
Gedenktafel

Aufzählungen der wichtigsten erschienen Werke:

„Kambyses“ Drama in Schriftsprache
„Von da ewign Liab“ Mundart
„Bauernjahr“ Mundart
„D`Fürbitta“ Mundart
„Bauernleben“ (Mundart)
„Kambyses“ (Drama in Schriftsprache)
„Gnade der Heimkehr“ Schriftsprache
u.v.a.m.

Theaterstücke:
"Der Binder von Gassheimb"
(Laienspielgruppe Amstetten 1936)
"Die Brandlegung" (Uraufführung in den "Kunstspielen" in Wien, 1934)
Das Frankfurter Würfelspiel
u.v.a.m.

Vertreten in Anthologien:
„Am Quell der Muttersprache (Prof. Hauer Wels)“
„Geliebtes Land“ Verlag Jugend und Volk Wien
„Die Mundartdichtung in Niederösterreich“ (Walther Sohm 1980)


Quelle:
Überlieferungen in der Familie, div. Publikationen
Text und Fotos: Prok. Peter H. Kohoutek


Künstlerische Wegbegleiter:

seine Frau Barbara und seine Kinder, Prof. Josef Freihammer, Prof. Dr. Richard Szerelmes und ORF Radio Niederösterreich, Univ. Prof. Dr. Maria Hornung,Sepp Ramharter und Familie, Norbert Karner, Resl Mayr, Dir. Ornazeder, Burgschauspieler Richard Eybner, Prof. Adalbert Schlager


Barbara Simhandl geb. Lex

Eine unermüdliche Volkskundlerin
Gemeindebürgerin von Wallsee-Sindelburg in den Jahren 1929 – 1939
Barbara Simhandl geb. Lex entstammte einer alteingesessenen Buchhändlerfamilie und wurde am 01.12.1899 in Waidhofen/Ybbs geboren und ist 1980 in Amstetten verstorben.

Sie besuchte in Waidhofen/Ybbs die Bürgerschule. Heimatverbunden wie sie mit dem Mostviertel war, widmete sie sich schon in früher Jugend der Volks- und Brauchtumskunde.
1925 heiratete Sie den Arzt und Mundartdichter Dr. Fritz Simhandl und folgte ihm an seinen Dienstort Klosterneuburg.
1929 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Wallsee und 1939 nach Amstetten.
Eine Tochter und zwei Söhne wuchsen hier heran. Barbara Simhandl war eine treusorgende Mutter und unterstützte ihren Gatten in der ausgedehnten Arztpraxis.
Barbara Simhandl zeigte stets größtes Interesse an den literarischen Werken ihres Gatten; sie war ihm eine unentbehrliche Mitarbeiterin und pflegte mit großer Umsicht den künstlerischen Nachlass von Dr. Fritz Simhandl und war Mitbegründerin des Amstettner Buchforums.
Der frühe Tod ihres Gatten führte Barbara Simhandl zurück zur Volks- u. Mudartforschung und Brauchtumspflege und dem Sammeln „schöner alter Dinge“.
Weit über die Grenzen des Mostviertels hinaus war sie bekannt und der Verein für Volkskunde in Wien, das Österreichische Museum für Volkskunde, Bildungs- u. Heimatwerk NÖ und so manche andere Sammlungen und Institutionen haben von ihr Rat eingeholt und durch ihre Hilfe großen Nutzen gehabt. Ihr Wissen um Volks- und Brauchtum erregte oft größte Bewunderung.
Barbara Simhandl gestaltete ab 1970 volkskundliche Ausstellungen in Amstetten.
Der ORF sendete, sowohl im Radio als auch im Fernsehen Beiträge über ihre Ausstellungen und ihre Erkundungen des Brauchtums.
Barbara Simhandl war für ihre fachliche Kompetenz, Urwüchsigkeit, Vitalität, Herzlichkeit weit und breit bekannt.
Als Hüterin und Förderin der volkstümlichen Traditionen bekam Barbara Simhandl 1970 die Goldene Medaille des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und 1979 den Kulturpreis der Stadt Amstetten verliehen.
Barbara Simhandl war bis ins hohe Alter eine großartige Kennerin des Volkslebens, des ländlichen und bäuerlichen Brauchtums und der Mundartforschung. Durch ihr erfolgreiches Wirken auf diesem Gebiet für unsere schöne Heimat, zeugen noch viele Dokumente ihres Schaffens.
Barbara Simhandl lebte bis zu ihrem Ableben in Amstetten, Dr. Fritz Simhandlstrasse 2.

Volkskundliche Wegbegleiter:
Ihr Gatte Dr. Fritz Simhandl und ihre Kinder
Prof. Josef Freihammer
Prof. Dr. Richard Szerelmes und ORF Radio Niederösterreich
Univ. Prof. Dr. Maria Hornung
Univ. Prof. Dr. Leopold Schmidt
Anton Mittmannsgruber
Elisabeth Kraus – Kasegg
Univ. Prof. Dr. Hans Jesserer
Prof. Pater Gottfried Engelhardt
Resl Mayr
Dir. Ornazeder
Ottilie Schauer

Text und Foto: Prok. Peter H. Kohoutek
Quelle: Überlieferungen in der Familie, div. Publikationen