Marie Valerie – der Engel von Wallsee
Marie Valerie Marie Valerie, das jüngste der vier Kinder von Kaiser Franz Josef, war am 22. April 1868 in Ofen, Ungarn geboren und vermählte sich am 31. Juli 1890 in Bad Ischl mit Erzherzog Franz Salvator. Das Paar verbrachte die erste Zeit seiner Ehe auf dem Schloss Lichtenegg bei Wels.
Am 11. Juni 1895 wurde das Schloss Wallsee vom damaligen Besitzer Herzog Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha käuflich erworben und einer vollständigen Renovierung unterzogen. Nach Fertigstellung hielt das Paar am 4. September 1897 festlichen Einzug in die Donauburg. In Wallsee herrschte darüber großer Jubel, war doch der Kaisertochter der Ruf großer Mildtätigkeit und Herzensgüte vorausgegangen.
27 Jahre lang ist reicher Segen aus der Hand Marie Valeries in weite Schichten der großteils armen Bevölkerung geflossen. Kein Haus, aus der die Kunde von Not oder Krankheit zu ihr gedrungen war, war zu klein oder zu elend, als dass sie nicht persönlich erschienen wäre, Trost und Hilfe zu spenden. Reiche Gaben hat sie den Pfleglingen des damaligen Armenhauses, welches unter ihrer Fürsorge umgebaut und daher später „Erzherzogin Maria Valerie-Armenspital“ genannt wurde, zugewandt. Während des 1. Weltkrieges fanden fast alle Invaliden der ganzen Umgebung in dem von ihr im Schloss errichteten Lazarett Aufnahme und Verpflegung.
Großzügig wurden auch die armen Schulkinder unterstützt. Alljährlich fand sie sich beim Schulchristbaum ein, bei dem 12 Kinder vollständige Bekleidung. Schuhe, Backwerk u.a. aus ihrer Hand erhielten. Ein Betrieb der „Suppenanstalt“ wurde von ihr eingerichtet und sie war oft selbst dabei, um den Kindern selbst die Schale mit guter Mittagssuppe vorzusetzen. Mehrmals im Jahr, zu gewissen Anlässen, wurde die ganze Schuljugend mit Kaffee und Guglhupf bewirtet. Auch da fehlte sie nie und freute sich mit den Kindern, wenn es diesen schmeckte. Schlicht und einfach war ihr Leben inmitten der Wallseer Bürger, niemand war ihr fremd, allen Ereignissen des Ortes brachte sie ihr Interesse und Wohlwollen entgegen.
Groß war die Trauer im Ort und in der ganzen Umgebung, als sich die Kunde über ihren Tod am 6. September 1924 verbreitete. Seit einigen Monaten war bekannt, dass sie an einer bösartigen Krankheit litt. Aus Wien und Linz herbeigerufene Ärzte konnten ihr trotz langwieriger Behandlungen nicht mehr helfen. Die Beisetzung fand am 11. September auf dem Friedhof in Sindelburg statt. An der Ostseite der Pfarrkirche Sindelburg befindet sich das Grabmahl mit der Gruft der Familie.