Pfarrkirche und Pfarramt Wallsee-Sindelburg

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Einblick in die Gesichte unserer kirchlichen Einrichtungen

Außenbau:
Dank seiner exponierten landschaftlichen Lage weithin sichtbar ist der wuchtige, spätgotische Kirchenbau, der wegen seines mächtigen Turmes auch "Dom des Mostviertels" genannt wird. Die von Strebepfeilern umgebenen, von schmalen Fenstern durchlichteten Mauerflächen, das steile Satteldach und der 50 Meter hohe Turm mit seinem im 19. Jahrhundert veränderten Spitzhelm verleihen der Sindelburger Pfarrkirche noch heute ihr markantes, fast trutziges Aussehen gleich einer "mächtigen Burg Gottes". Mehrere Kirchenrenovierungen, zuletzt 1990 und 1991, präsentieren die Pfarrkirche als ein Werk großartiger Kirchenbaukunst.

Vom Friedhof, der die Kirche umgibt, hat man nach Norden einen weiten Blick ins benachbarte oberösterreichische Mühlviertel, auf die Donauniederungen des Machlandes und den Ort Wallsee mit seinen drei Türmen: Schloss, Rathaus und Annakirche.

Innenraum:
Die spätmittelalterliche Prägung gibt auch das mächtige hölzerne Südtor mit seinen alten Beschlägen samt Zugring und das reich profilierte Steinportal wieder, das oben neben zwei Wallseerwappen die Jahreszahl ,,1504" aufweist- wohl das Jahr der Fertigstellung des Seitenschiffes, als Abschluss der letzten von drei gotischen Bauphasen der Kirche (vgl. Baualterplan); eine frühgotische Baumaßnahme könnte mit zwei bedeutenden Stiftungen der Wallseer in den Jahren 1331 und 1336 an die Sindelburger Kirche zusammenhängen.
Der ursprüngliche, rein gotische Raumeindruck wurde durch den Kirchenbrand von 1750, als das spätgotische Gewölbe teilweise einstürzte, deutlich verändert, da damals die drei Joche im Haupt- und Seitenschiff ein neues, barockes Gewölbe erhielten.

Dennoch ist die Kirche auch heute noch dank ihrer reich differenzierten, in unterschiedlichen Bauphasen entstandenen spätgotischen Gewölbefiguren baukünstlerisch recht bemerkenswert. Während der untere Turmbereich noch zu den ältesten gotischen Bauteilen zählt, ist das dreijochige, in fünf Achteln schließende Presbyterium im 15. Jahrhundert entstanden; interessant ist das hier noch ursprünglich erhaltene spätgotische Netzrippengewölbe, weist es doch Ähnlichkeiten zu der im salzburgisch-ostbayerischen Raum beheimateten sog. "Wechselberger- oder Harperger-Figuration" auf, die hier aber durch parallele Rauten und eine durchlaufende Scheitelrippe variiert wurde. Von Formen in der Stadtpfarrkirche zu Steyr (Viertelkreissterne im Quadrat) ist die etwas jüngere Rippenfigur unter der Westempore beeinflußt.

Die oft von pflanzlich-vegetabilen Formen geprägte, bisweilen schon fast bizarre Gewölbebildung der ausklingenden Spätgotik im frühen 16. Jahrhundert zeigen die übrigen, vergleichsweise sehr kleinen Gewölbeflächen. Besonders interessant ist jene im östlichen Joch des um 1500 im Zuge der Kirchenerweiterung gebauten Südschiffes als Vorläufer des sog. Schlingrippengewölbes - vermutlich nach einer der in Wien aufbewahrten Skizzen entstanden, die auch mit dem Gewölbe der ehemaligen Durchfahrtshalle im Niederösterreichischen Landhaus (vermutlich vom Dombaumeister Anton Pilgram) in Verbindung gebracht werden. Ferner sind die Kastenkapitelle der Langhauspfeiler zu nennen, die etwa im nahen Krenstetten oder Steinakirchen am Forst in ähnlicher, dort freilich noch ursprünglich erhaltener Form zu finden sind. Reich ausgebildet und teilweise ebenso von der sogenannten Astwerkgotik beeinflußt sind die Formen der Gewölbe und Maßwerkbrüstung in der umlaufenden, zum Teil zweigeschoßigen Nord- empore.

Einrichtung:


Hochaltar
Der frühere, spätklassizistische Altar von 1832 trug ein großes Altarblatt mit der Darstellung der Taufe Christi. Im Zuge der Renovierung von 1963 wurde dieser Altaraufbau abgetragen, um die drei großen Chorfenster wieder frei sichtbar zu machen; das Altarbild kam damals in die Pfarrkirche (und frühere Sindelburger Filialkirche) von Oed und ist dort seither als rechtes hinteres Altarwandbild angebracht. Auf dem noch erhaltenen Tabernakel ist ein Mariahilf-Bild mit Strahlenkranz aufgestellt.
Noch aus dem 18. Jahrhundert stammen die beiden großen, barocken Konsolstatuen; sie stellen den auch als Patron der Schiffsleute (Donaunähe ) verehrten hl. Nikolaus (links, mit Buch und drei goldenen Kugeln) sowie den hl. Augustinus (rechts, lateinischer Kirchenvater, mit Buch und flammendem Herz) dar.

Chorfenster und Volksaltar
Die nunmehr wieder freien Chorfenster wurden ebenfalls noch 1963 mit Glasmalereien des St. Pöltener Künstlers ROBERT HERFERT versehen. Das mittlere ist dem Kirchenpatron Johannes dem Täufer gewidmet, die beiden anderen der hl. Berta und der hl. Theresia. Die übrigen Glasfenster schuf die Wiener Künstlerin LUCIA JIRGAL im Jahr 1954.
Im Zuge der 1990 durchgeführten Innenrenovierung der Kirche und der damit verbundenen Neuordnung des Altarraumes nach den Richtlinien des II. Vatikanischen Konzils entstand auch der bestehende Volksaltar .Das in Keramik mit Glasglasur ausgeführte Motiv des vieläugigen apokalyptischen Lammes gestaltete Robert HERFERT (nach einem Entwurf von Wolfgang Zehentner).

Seitenaltäre
Die beiden zierlichen Spätrokoko-Retabelwandaltäre im Chor gehören insbesondere dank ihrer Bilder, beide vom berühmten Barockmaler JOHANN MARTIN SCHMDT (Kremser Schmidt; signiert und datiert 1781), zum wertvollsten Einrichtungsbestand der Kirche. Der Pestaltar auf der linken Seite zeigt am Altarblatt die Verklärung des hl. Sebastian, flankiert von den einst ebenfalls als Patrone gegen die Pest verehrten hll. Rosalia und Rochus
Rechts gegenüber steht der Bauernaltar, so genannt nach den dort dargestellten, vor allem von der ländlichen Bevölkerung angerufenen Heiligen: im Zentrum gemalt der hl. Leonhard, daneben die Statuen der hll. Isidor und Notburga von Rattenberg
Über der an der Stirnwand des Seitenschiffes aufgestellten Altarmensa hängt ein barockes Kreuzigungsbild.

Kanzel
Die noch aus dem 17. Jahrhundert (1688) stammende Kanzel zieren die Statuetten der vier Evangelisten, in der Mitte steht die Figur des segnenden Christus. Ein charakteristisches Kanzel-Motiv ist auch die Figur des zum Jüngsten Gericht blasen- den Engels oben auf dem Schalldeckel.

Sonstige Einrichtung
Im Chor steht der schöne, aus Rotscheckmarmor gefertigte spätgotische Taufstein. Den später ergänzten Deckel krönt die figurale Darstellung der Taufe Christi durch den hl. Johannes d.T., den Patron unserer Pfarrkirche. Noch vom barocken Bestand stammen die Statuen der Madonna mit Kind (gegenreformatorischer Typus der "Madonna vom Siege", an der Säule neben dem rechten Seitenaltar), des hl. Koloman (als Pilger) und des hl. Florian (mit dem Wasserschaffel). Bemerkenswert sind auch die gleichfalls noch barocken, im hinteren Bereich des Seitenschiffes aufgestellten Vortragsfiguren des gekreuzigten Heilands mit Astkreuz und Totenkopf und der Maria Immakulata.
Über dem Eingang zur Nebenkapelle hängt ein reich gerahmtes, barockes Portrait des Schmerzensmannes. Der heute durch eine Glastür vom Hauptschiff abgetrennte nördliche Nebenraum war bis zum südlichen Anbau der jetzigen Sakristei um 1775 die alte Sakristei. Heute dient die " Johanneskapelle " vor allem der Kinderliturgie. An den Kirchenpatron Johannes den Täufer erinnert das Bild mit der Darstellung jener Szene, in der Zacharias den Namen seines Sohnes, den er gerade von Elisabeth auf Grund ihrer früheren Eingebung erfahren hat, auf ein Wachstäfelchen schreibt und so die Sprache wieder erlangt.
In der Nische unter der Nordempore ist heute eine Pietà-Skulptur aus dem späten 19. Jahrhundert aufgestellt.
Die Bischof-Memelauer-Gedächtnisorgel stammt aus dem Jahr 1966 (Werk von Fa. Hradetzky, Krems), wobei das spätbarock-klassizistische Gehäuse selbst noch auf das Jahr 1784 zurück geht.

Grabmäler und Epitaphien
Die Sindelburger Pfarrkirche verfügt über eine bemerkenswerte Anzahl von Wandgrabsteinen und Marmorepitaphien aus der Spätgotik und Renaissance, aus den Jahren 1492 bis 1627. An die letzte Wallseerin, die 1506 verstorbene Barbara von Schaunberg, erinnert der leider schon ziemlich abgeschliffene Stein neben der Kanzel. Besonders schön ist hier das über dem Wappen dargestellte Hirschgeweih-Ornament.Die künstlerisch und ikonographisch interessantesten Grabdenkmäler sind die vier an der rechten Seitenschiffwand angebrachten Renaissance-Epitaphien für die damaligen protestantischen Schlossbesitzer und ihre Familien.
Gruft der Kaisertochter "Marie Valerie" - genannt der Engel von Wallsee.

Filialkirche St. Anna in Wallsee


Geschichte:

Der Vorgängerbau der heutigen Annakirche im Markt Wallsee wurde im 16. Jahrhundert als Zunftkapelle der hier ansäßigen Mühlsteinbrecher gestiftet und errichtet, daher der alte Name "Steinbrecherkapelle". Die häufig als Schutzheilige der Bergleute verehrte Hl. Anna war auch die Patronin der Steinbrecherzunft, deren Gewerbe im Ort seit dem späten Mittelalter bis ins späte 19. Jahrhundert eine bedeutende Einnahmequelle darstellte. Diese Kapelle ist im 18. Jahrhundert grundlegend barockisiert worden. Die jüngste Außen- und Innenrenovierung wurde in den Jahren 1994 bis 1996 durchgeführt. Dabei erhielt der Raum wieder seine freundliche Farbfassung mit der zierlichen Dekormalerei auf den Wandpilastern. Außerdem wurde die Kirche mit neuen Glocken ausgestattet.

Baubeschreibung:

Dem einschiffigen, schlichten Barockbau ist westlich ein schlanker Turm vorgebaut, den seit 1879, als ein verheerender Ortsbrand auch das Kirchturmdach zerstörte, ein neugotisches Pyramidendach deckt. Neugotisch sind auch die kleine netzrippengewölbte Vorhalle sowie die ebenfalls im Jahr 1903 südlich angebaute Sakristei mit ihrer hübschen Lisenengliederung und Maßwerkgalerie. Der kleine, rechteckige Saalraum der Annakirche ist durch Wandpilaster und ein Stichkappen-Tonnengewölbe in vier Joche gegliedert. Die Westempore ruht auf zwei toskanischen Granitsäulen.

Einrichtung:


An der flachen östlichen Stirnwand steht der seitlich vorschwingende spätbarocke Altar, im Aufbau viersäulig, mit seitlichen Voluten im Auszug. Von beachtlicher Qualität ist das Altarblatt mit einer Darstellung der hl. Anna, die ihre Tochter Maria im Lesen der Bibel unterweist; rechts im Hintergrund blickt der hl. Joachim zu den beiden Putti empor, die einen schweren Vorhang über dem Geschehen zu lüften scheinen. Das Blatt im Altarauszug zeigt die Krönung Mariens durch die Heiligste Dreifaltigkeit. Da das schon um 1700 entstandene Altarbild in den jüngeren Altar übernommen wurde, sind die Eltern Mariens, die hll. Joachim und Anna, nochmals als vor den Säulen aufgestellte Seitenfiguren zu sehen. Volksaltar und Ambo wurden unter Verwendung von Teilen der früheren Kommunionbank hergestellt.
Aus dem 19. Jahrhundert stammen die beiden Konsolfiguren "Maria lmmakulata" und "Herz Jesu". An der linken Chorwand hängt ein spätbarockes Ölgemälde, das die Verkündigung der frohen Botschaft an Maria durch den Erzengel Gabriel darstellt.
Die zierliche Kanzel mit ihren barocken, aber stilistisch uneinheitlichen Formen lässt den Eklektizismus des späten 19. Jahrhunderts erkennen. Bemerkenswert ist das rechts gegenüber angebrachte barocke Ölgemälde (18. Jh.), das die damalige Schlossbesitzerin für die Wallseer Kirche anfertigen ließ. Es zeigt in einer dramatischen Hell-Dunkel-Malerei: Christus am Kreuz, in ungewöhnlicher Schrägperspektive und gespannter Körperhaltung, links im Hintergrund sind die trauernde Maria und ein Engel zu erkennen. 1902 wurden die mit Figuren und Ornamenten geschmückten Glasfenster gestiftet.

Die einmanualige barocke Orgel baute Max Jakob aus Ybbs im Jahr 1900, auf dem Gehäuse thront die Sitzfigur des Königs David mit der Harfe, der auch als Patron der Kirchenmusik verehrt wird. An der Wand links unter der Orgelempore ist die als Krippenrelief geschnitzte Darstellung der Geburt Christi angebracht.