Resl Mayr

Zu den ältesten Familien dieses Ortes gehörend, lebte und arbeitete die Dichterin Resl Mayr mit ungebrochener Schaffenskraft. Ihr väterlicher Stamm reichte bis in das Jahr 1613 zurück, ihre Ahnen waren im Bürger- und Bauerntum vertreten. Der Vater, ursprünglich Steinbrechermeister, hat sich später auf die Landwirtschaft umgestellt.
Resl Mayr maturierte 1910, wurde Lehrerin und wirkte als Volksschuldirektorin einige Zeit in Strengberg, später in Wallsee. Um 1930 erschien im St. Pöltner Pressverein ihr erstes Werk, die Sieben Vater-unser-Bitten, wenige Jahre später der Kreuzweg und eine Mundartmesse, die von Chordirektor Josef Biberauer vertont wurde.


Mit etwa 40 Jahren kam die Heimatdichterin zur Quickbornbewegung, einer katholischen Laienbewegung, die sehr großen Einfluss auf ihr Schaffen auszuüben vermochte. Nun entstanden auch volkstümliche Schauspiele, unter anderen das Katakombenspiel von Wallsee, das Paradeisspiel – gleichsam ein Muttertagsstück – und das Gerichtsspiel. In nahezu allen ihren Schauspielen geht es in letzter Konsequenz um Gut und Böse, wobei ein unerschütterlicher Glaube an die Allmacht Gottes die Mitte ihres künstlerischen Schaffens ebenso bestimmte wie die ihres ganzen menschlichen Seins.

Als eine der wenigen Mundartdichter, die die Mostviertler Sprache wirklich beherrschten, schrieb Resl Mayr auch den von vielen Seiten gut beurteilten Roman Das güldene Dach. Zu den großen Förderern ihres Schaffens zählte Professor Johann Forstlehner, der vor allem als geistlicher Berater ihrer hymnischen Dichtung Lied der Schöpfung Verdienste erworben hat. In diesem Werk, in dem sich die Dichterin von der Mundart löst, behandelte sie bereits den Evolutionsgedanken; und das zu einem Zeitpunkt, der für eine allgemeine Diskussion dieser Themenstellung noch lange nicht reif zu sein schien! Eines ihrer nächsten Werke war der Gesang dem dreieinen Namen, ein Lobpreis im Rahmen der vier Jahreszeiten.

Die Nestorin der heimatlichen Mundartdichtung wurde mit dem Goldenen Ehrenkreuz von Niederösterreich ausgezeichnet, hat jedoch darüber hinaus – gemessen an der Bedeutung ihres Schaffens – kaum öffentliche Ehrungen erfahren. „Nebenbei“ als Malerin tätig (Öl, Aquarell) waren ihre Tage ausgefüllt mit Arbeit. Tief bedauerte die Künstlerin den „Verlust dieser Landschaft“ – den technischen Eingriff in die Natur. Deshalb hätte sie den Doanagsang, eines ihrer hervorragendsten Heimatgedichte, nach dem Donaukraftwerksbau nicht mehr schreiben können, wie sie glaubhaft beteuerte.

Am 19. November 1980 hat sie im Alter von 89 Jahren ihre Reise in die ewige Heimat angetreten.